Mitglieder einer Gruppe können Beiträge verfassen, Bilder und Videos teilen, Dateien erstellen, bearbeiten und hochladen. Alles klassische Funktionen, die ein Learning-Management-System (LMS) bieten sollte. Neben Moodle, Ilias und anderen LMS-Plattformen bietet in zwischen auch Facebook dies mit seiner Gruppenfunktion an.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass Facebook mit der Gruppenfunktion gezielt auch Schulen und Hochschulen anspricht. Zuckerbergs erste Idee war es mit Facebook eine Community für Harvard-Studenten zu schaffen. Ausserdem nutzen vielen Schüler und Studierende Facebook schon um sich über Hausaufgaben oder Seminararbeiten auszutauschen. Facebook führte deshalb bereits 2012 die Gruppen an Schulen/Hochschulen ein.
Aus dem deutschsprachigen Raum sind noch nicht viele Bildungsinstitute darauf vertreten. In der Schweiz gibt es beispielsweise an der ZHAW Gruppen. Zutritt hat wer, über eine E-Mail-Adresse verfügt, die ihn oder sie als Studierende der Hochschule auszeichnet.
Aber eigenen sich Facebook Gruppen bzw. speziell Gruppen für Schulen/Hochschulen als digitaler Lernort neben den klassischen LMS?
Die NZZ zitierte in ihrem Artikel «Gruppen für Schulen» vom 12. April 2012 den Entwickler Michael Novati:
«[…] in den Gruppen [sollen] nicht nur Diskussionen über Lehrinhalte stattfinden und Bilder geteilt werden. Auch eine Filesharing-Funktion soll es geben, dank der man beispielsweise Notizen miteinander teilen können soll.»
Thomas Hutter beschreibt in seinem Blogpost «Facebook: Gruppen für Schulen» die Funktionen detailliert und begrüsst sie als Dozent sehr. Kritischer sieht es der deutsche Bundesverband der Verbraucherzentralen, der sich auf seiner projektbezogenen Internetseite «Surfer haben Rechte» mit der Gruppenfunktion für Schulen befasst. Die Experten raten im Schulkontext eher davon ab und empfehlen die klassischen LMS zu nutzen:
«Natürlich ist es wichtig und nützlich, dass Lehrer die neuen digitalen Möglichkeiten nutzen. Schulen sind aber besser damit bedient, wenn sie auf eigene datenschutzkonforme Lernplattformen zurückgreifen, anstatt sich einem kommerziellen Dienst wie Facebook anzuschließen. Schließlich haben bei Facebook die Schulen keine Kontrolle über die Datenverarbeitung. Darüber hinaus wimmelt es in Facebook nur so vor Werbung und nicht immer ist diese als solche gekennzeichnet oder für den Nutzer erkennbar. Nicht umsonst ist Werbung in Schulen in vielen Bundesländern verboten mit der Begründung, dass gerade Kinder durch die Einflussnahme von Werbung in politischer oder wirtschaftlicher Hinsicht geschützt werden sollten.» Quelle: https://www.surfer-haben-rechte.de/content/update-facebook-erobert-schulen
Zudem gibt es in Deutschland einzelne Bundesländer, wie Baden-Württemberg oder Schleswig-Holstein, die die Nutzung von Facebook an Schulen verbieten. Siehe «Ist Facebook in der Schule erlaubt oder verboten?» In der Schweiz wird im Leitfaden «Datensicherheit» die Nutzung von Facebook zwar nicht verboten, aber von der Nutzung von Social-Media-Gruppen, insbesondere von Schüler/innen aus der eigenen Schule abgeraten. Hochschulen, die einen anderen Bildungsauftrag haben als Schulen können hier freier entscheiden.
Grundsätzlich sollte man es sich als Lehrperson oder Dozentin deshalb überlegen, wofür will ich in eine Facebook Gruppe oder speziell die Gruppe Schule/Hochschule nutzen. Lehrmaterial, Arbeiten von Lernenden oder Studierenden, z.B. Reflexionen, Lerntagebücher oder Seminararbeiten sollten in einem vertraulichen Umfeld gesammelt werden. Dafür ist ein LMS tatsächlich besser.
Facebook Gruppen dienen im Grunde dem zusätzlichen informellen Austausch zum Unterricht. Wenn eine Lehrperson dies fördern möchte, muss sie dies zuerst mit ihrer Institution abklären und alle Lernenden seiner Klasse / seines Moduls müssen mit der Nutzung einverstanden sein. Man kann niemanden dazu zwingen oder davon ausschliessen. Für die Gruppenfunktion Schulen/Hochschulen müssen zudem alle eine eigene schul-/institutsspezifische E-Mail-Adresse haben. Dies sind die wichtigsten Voraussetzungen, um die Gruppen-Funktion zu nutzen.
Zudem sollte man klar regeln, was kommt in das LMS, was wird in der Facebook-Gruppe diskutieren. Um den gewissenhaften und sicheren Umgang mit den sozialen Medien zu lernen, macht es durchaus Sinn die Facebook-Funktion Gruppe ebenfalls im Lernkontext zu verwenden. Beispielsweise gezielt bei Unterrichtsfächern wie Medienbildung oder Ethik. Um die sozialen Medien zu verstehen, muss man sie zumindest ausprobieren können.
Sinnvoll ist es auch immer die sozialen Medien passend in den Lernkontext zu integrieren. Im Studium, beispielsweise im Bereich Marketing oder Kommunikation geht fast nicht mehr ohne die sozialen Medien. Daher macht es Sinn, Facebook hier auch als Lerngruppe einzusetzen.
Wie sind Ihre Erfahrungen als Lehrperson oder Dozentin mit Facebook Gruppen im Lernkontext? Nutzen Sie die Facebook Gruppenfunktion Schule/Hochschule? Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare.
Links:
Gruppen an Schulen/Hochschulen
NZZ «Gruppen für Schulen» vom 12. April 2012
Thomas Hutter Blogpost «Facebook: Gruppen für Schulen»
Verbraucher haben Rechte «Facebook erobert die Schulen»
#PB21: Ist Facebook in der Schule erlaubt oder verboten?
Social Media für Lehrpersonen – Leitfaden «Datensicherheit»