Mozillas Open Badges – Wie kann man informelles Lernen messen?

Vieles, das man in der Schule gelernt hat, geht oft später vergessen. Vieles, das man beiläufig im Alltag oder Beruf lernt, bleibt dagegen gut im Gedächtnis hängen. Warum das so ist, dazu gibt es aktuell einen breiten Diskurs auf allen Aus- und Weiterbildungsebenen.

Neben dem formalen Lernen gewinnt so auch das informelle Lernen immer mehr Bedeutung. Fachexperten wie Jay Cross gehen sogar davon aus, dass man gut 80% der persönlichen Fähigkeiten im informellen Rahmen, also ausserschulisch der traditionellen Bildungsinstitute «erlernt». Dies kann im Austausch mit Freunden oder Berufskollegen sein, wenn man beispielsweise im Büro einen Tipp bekommt, wie man mit Excel, welche Berechnung, wie am einfachsten löst. Oder privat beim Wandern auf Themenwegen, beim Gucken von Quizsendungen oder beim Bloggen über ein bestimmtes Thema.

Informal Learning Poster Quelle: Jay Cross http://www.jaycross.com/wp/?portfolio=informal-learning

Informal Learning Poster von Jay Cross. Quelle:  http://www.jaycross.com/wp/?portfolio=informal-learning

Dieser Wissenserwerb ist sehr wertvoll, aber gegenüber den schulischen Leistungen schwieriger zu «messen» bzw. zu zertifizieren. Die Europäische Kommission hält dazu fest:

«Nichtformales und informelles Lernen sind ein besonderer Aspekt der allgemeinen und beruflichen Bildung, da diese Arten des Lernens die traditionellen Bildungsformen ergänzen. Der Wert des nichtformalen und informellen Lernens sollte besser anerkannt werden, da Jugendliche auf diese Weise Kompetenzen und Qualifikationen erwerben und diesen Lernformen eine wichtige Rolle im Lernprozess zukommt. Entsprechend sind Vergleichbarkeit und Transparenz hier von großer Bedeutung.» Quelle: http://europa.eu/legislation_summaries/education_training_youth/youth/c11096_de.htm

Seitdem gibt es einige Bestrebungen, dies umzusetzen und Kompetenzen, welche auch informell erworben wurden zu erfassen. Beispiele sind hier der ProfilPASS in Deutschland, das Schweizer E-Portfolio CH-Q oder Kode®. Alle diese Erhebungsweisen setzen aber Fachkenntnisse mit dem Umgang damit voraus. Sie sind daher in der Regel an eine Institution gebunden, welche bei der Erfassung der Kompetenzen hilft und dafür im Gegenzug auch eine Gebühr verlangt.
Ein neuer Weg versucht nun auch die Mozilla Foundation mit seinen Lernabzeichen, den «Open Badges» zu gehen, welche es zusammen mit der MacArthur Foundation seit 2011 entwickelt. Mozilla ist vor allem durch seinen Internetbrowser Firefox bekannt. Wie das IT-Fachportal Golem in seinem Artikel schreibt,

«will [Mozilla] mit Open Badges ein offenes System von Lernabzeichen etablieren, mit dem jeder zeigen kann, was er gelernt hat. Ausstellen darf die Lernabzeichen praktisch jeder.»

Es geht ihnen dabei weniger um Titel, sondern mehr um die Inhalte, die gelernt wurden. Die Abzeichen erläutern auch, wie es erreicht wurde und was dafür gelernt werden musste. Man kann die Lernabzeichen in einem Rucksack, dem Backpack sammeln und auf soziale Netzwerke anderen zeigen.

Ein wichtiges Ziel dieser Initiative ist es vor allem zum Lernen zu aktivieren. Bisher nutzen laut den Angaben vom Mozilla Blog 600 führende Unternehmen, überwiegend im englischsprachigen Raum diese Abzeichen.

Links:

Open Badges 1.0
Backpack

Mozilla Blog – Introducing Open Badges 1.0

Weiterführende Informationen zum Thema:

The Mozilla Foundation et al. (2012): Open Badges for Lifelong Learning. Exploring an open badge ecosystem to support skill development and lifelong learning for real results such as jobs and advancement. Working document. 23.1.2012.
Online unter https://wiki.mozilla.org/images/b/b1/OpenBadges-Working-Paper_092011.pdf

«Informal Learning» von Jay Cross auf You Tube.

Jay Cross, Informal Learning Center

 

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